Kurzinfo zum Beruf
Wer von dem selben Kleid 27 Exemplare braucht, muß nicht unbedingt ein
Kleider-Fetischist sein. In Vom Winde verweht (1939) irrt Vivien Leigh, alias
Scarlett O'Hara, in einem Kattun-Kleid durch das brennende Atlanta. Die
ursprüngliche propere Erscheinung sieht zunehmend ramponiert aus.
Deshalb wurden von Kostümbildner Walter Plunkett insgesamt 27
Fassungen des selben Kleides entworfen. Für jede weitere Verschmutzung
durch Ruß und Dreck, für jede neue Beschädigung und jeden neuen Riß
wurde eine entsprechende Kopie des Kleides hergestellt, damit bei den
Dreharbeiten bei jeder einzelnen Szene das Kleid in der richtigen Version
zur Verfügung stand.
Kostümbildner entwerfen Kostüme und überwachen deren Produktion. Dem
Entwurf der Kostüme gehen oft lange Recherchen voraus: wie haben sich
die Menschen einer bestimmten Epoche gekleidet, welche Farben, Stoffe,
Schnitte wurden verwendet? Als Grundlage dienen Photos, Modejournale,
zeitgenössische Bilder oder Beschreibungen. Zudem müssen sich die
Kostüme harmonisch in die Gesamt-Inszenierung einfügen. Deshalb
unterscheiden sich die kreativen Lösungen von Kostümbildner zu
Kostümbildner, von Regisseurin zu Regisseurin erheblich.
Wenn Federico Fellini einen Film über das antike Rom macht (Satyricon,
1969) sehen bei ihm Römerinnen und Römer bekanntermaßen deutlich
anders aus als etwa im Hollywood-Klassiker Ben Hur (1959). Dabei
müssen auch die dramaturischen Besonderheiten berücksichtigt werden.
Die Kleidung darf nicht fabrikneu wirken, Tragefalten oder andere
Abnutzungserscheinungen, Verschmutzungen müssen markiert werden.
Für Fabel- und Phantasiewesen werden ganz neue Bekleidungsformen
entworfen.
Kostümbildner arbeiten für Film und Fernsehen, ebenso für
Live-Veranstaltungen, wie Musical, Oper oder Theater. Dabei unterscheiden
sich die Anforderungen. Bei Bühnenproduktionen muß die optische
Wirkung für größere Distanzen kalkuliert werden, im Film sind kleinste
Details wie Schmuck oder die Verarbeitung erkennbar. Bei Shows oder
Nachrichtensendungen arbeiten die Kostümbildner eng mit Modefirmen
zusammen, die die Moderatoren einkleiden. Im Spielfilmbereich werden die
Kostüme oft extra gefertigt. Die Nebendarsteller und Statisten werden mit
geliehenen Kostümen aus den zahlreichen Kostüm-Fundi ausgestattet.
Auch bei Soap Operas kommen die Kostüme in der Regel aus dem Fundus
oder werden "von der Stange" gekauft.
In den Kindertagen des Kinos brachten die Schauspielerinnen - wie bei
Wander-Theaterbühnen - ihre Kostüme noch selber mit. Manch beherzte
Mutter schneiderte das Filmkleid ihrer Tochter. Erst verhältnismäßig spät
wurde die Funktion des Kostüms erkannt und ernst genommen. Die
Tatsache, daß es erst ab der 21ten Oscar-Verleihung 1948 einen Oscar für
Kostümgestaltung gibt (bis 1966 dann getrennt in die Sparten: Farbe und
Schwarz/Weiß), unterstreicht dies.
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