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 Kolumnen



Ingo_Vogel, 07.01.2002

Wertvolle Grundannahmen der Kommunikation

Bevor wir uns mit den einzelnen Wirkmitteln unserer Sprache beschäftigen, wollen wir uns zunächst einmal auf einige besonders wichtige und wertvolle Grundannahmen der zwischenmenschlichen Kommunikation verständigen.
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Wenn Sie deren Bedeutung wirklich erkennen, verinnerlichen und diese Leitsätze zukünftig auch berücksichtigen, dann wird sich in Ihrem Leben allein dadurch schon sehr viel positives entwickeln.

Grundannahmen in der Kommunikation:

1. Kommunikation ist die wechselseitige
zwischenmenschliche Beeinflussung

2. Kommunikation findet immer auf zwei
Ebenen statt: Sach- und Beziehungsebene.

3. Sprache ist nur ein Teil der Kommunikation,
Körpersprache der andere.

4. Kommunikation findet immer statt, auch
wenn gerade nichts gesagt wird.

5. Es zählt nicht, was gesagt wird, sondern nur
das, was beim anderen `ankommt´.

6. Kommunikation ist geprägt von Tilgungen,
Verzerrungen, Verallgemeinerungen. Diese
sind das Grundübel der Kommunikation.

7. Jeder Mensch hat ein Recht auf sein eigenes
Weltbild. Erfolgreiche Kommunikation ist
erst möglich, wenn dies anerkannt wird.

8. Unsere Worte haben für jeden Menschen
eine unterschiedliche Bedeutung.

1. Kommunikation ist eine wechselseitige Beeinflussung.
. Sender
A ------------ B
. Empfänger

Wenn wir miteinander reden, dann beeinflussen wir uns dabei immer auch gegenseitig. Egal was Sie sagen, Sie erhalten darauf eine Reaktion. Dies kann sowohl eine gesprochene als auch eine unausgesprochene Antwort sein. In jedem Fall wer-den Sie und somit der weitere Verlauf des Gespräches in irgendeiner Form beeinflußt. Werden Sie z.B. von Ihrem Gegenüber gelobt, dann reagieren Sie darauf ganz anders, als wenn er Sie unsachlich kritisiert. Und selbst wenn wir Worte anderer anscheinend garnicht nicht wahrnehmen, geschweige denn darauf reagieren, so beeinfussen uns diese doch. Sie haben es bestimmt schon erlebt: lange nach einer Unterhaltung fallen Ihnen plötzlich einzelne Worte, Aussagen oder Behaup-tungen anderer ein und erfreuen oder verärgern Sie dann. Der große Nachteil besteht in solchen Situationen darin, daß Sie sich im Nachhinien nur noch freuen oder aufregen, aber leider kaum noch darauf reagieren können.


Beeinflussung findet immer gegenseitig statt.


Kommunikation findet immer auf zwei Ebenen statt.


Kommunikation


Wie Sie in der obigen Abbildung sehen können, dominiert im Gespräch die Beziehungsebene. Doch worum handelt es sich
bei diesen beiden Ebenen?
Auf der Beziehungsebene werden Emotionen ausgetauscht, es wird Vertrauen gebildet und über Sympathie bzw. Antipathie entschieden. Die Beziehungsebene bestimmt fast alle unsere Gespräche. Sie entscheidet mit bis zu 6/7, wie gut wir mit an-deren Menschen auskommen und welche Wirkung wir erzie-len. Wichtig dafür ist die Art + Weise, `wie´ wir uns verhalten.

Auf der Sachebene transportieren wir die inhaltlichen Informa-tionen, das `was´. Diese ist wichtig, wenn es darum geht, Zah-len, Daten und Fakten mitzuteilen oder auszutauschen. Denken Sie z.B. an die Frage nach einer Telefonnummer. Natürlich wollen Sie auf diese Frage in erster Linie eine sachliche Ant-wort, also die Telefonnumer. Wenn Sie diese erhalten, dann ist Ihr Bedürfnis gedeckt, Sie sind zufrieden. Ist dies immer so?

Natürlich nicht! Denn selbst in einem solchen Gespräch wirkt immer auch die Beziehungsebene ganz entscheidend mit. Auch wenn Sie die gewünschte Information erhalten so macht es doch die Art und Weise aus, wie Ihnen die Antwort gegeben wird. So kann es im sogar passieren, daß Ihnen ein freundlicher Gesprächspartner, der Ihre Frage nicht beantworten kann sympatischer ist, als derjenige, der Ihnen die gewünschte Information gibt, sich aber unfreundlich und muffelig verhält.

Aus diesem Grund ist die Beziehungsebene fast immer der dominierende Teil in der Kommunikation. Gleich im nächsten Kapitel werden wir diesen Zusammenhang näher beleuchten. Sie lernen die einzelnen Erfolgsfaktoren der Beziehungsebene als das `wie´ und die der Sachebene als das `was´ kennen.


Die Beziehungsebene dominiert. Sie entscheidet über Sympathie, Vertrauen und letztendlich auch darüber, wie gut wir bei anderen ankommen.


3. Kommunikation besteht aus Sprache und Körpersprache

Viel zu oft achten wir im Gespräch nur darauf, was wir selbst oder die anderen sagen. Wir verschenken dadurch die wertvolle Gelegenheit, die vielen wichtigen Informationen wahrzunehmen, die uns die Körpersprache der anderen verrät.


Körpersprache liefert wichtige Informationen.


4. Kommunikation findet immer statt.

Dies ist wichtig, denn es bedeutet: Auch wenn Sie oder andere nichts sagen, sagen sie etwas. Die Körpersprache eines Menschen zeigt ganz deutlich, ob er gerade aufmerksam zuhört oder geistig abwesend ist, ob er sich freut oder ärgert, ob er sich von Ihren Worten betroffen fühlt oder sich langweilt. Achten Sie daher bitte immer sehr genau auf die körpersprachlichen Reaktionen Ihrer Zuhörer. Wenn Sie z.B. gerade etwas erklären und dabei beobachten, daß Ihr Gegenüber seine Stirn in Falten legt, die Augenbrauen hoch- oder die Mundwinkel nach unten zieht, dann stoppen Sie Ihren Redefluß und gehen sofort darauf ein. So können Sie auf offensichtliche Fragen schneller eingehen, vielen Mißverständ-nissen verbeugen und ein positives Gesprächsklima bewahren.


Beachten Sie die Körpersprache Ihrer Zuhörer.


5. Es zählt nur das, was beim anderen ankommt.

So einfach und selbstverständlich sich diese Aussage für Sie auch anhören mag, so wenig wird Sie im allgemeinen beachtet. Viel zu oft ist uns nur wichtig, was wir und das wir etwas gesagt haben. Eine rein handlungsorientierte Einstellung. Dabei mißachten wir, ob und wie es der Gesprächspartner überhaupt verstanden hat.


Erfolgreiche Kommunikation ist immer sehr empfängerorientiert: es zählt nur, was ankommt.


6. Kommunikation ist geprägt von Tilgungen, Verzerrungen und Verallgemeinerungen.

Wir alle neigen immer wieder dazu,
in unserer Sprache bestimmte Informationen und Details weg- zulassen, Erlebnisse und Zusamenhänge verändert darzustellen und einmalige Erfahrungen für die Zukunft zu verallgemeinern.

Bei der Tilgung werden Erfahrungen und Ereignisse nur redu-ziert dargestellt. Das liegt daran, daß uns bestimmte Details dieser Situation unwichtig oder sogar unangenehm sind. Durch Tilgungen gehen uns selbst und dem Zuhörer leider wichtige und wesentliche Detail - Informationen verloren.

Beispiel: Ich habe ein Problem (... mit Dir).

In diesem Satz fehlt die wesentliche Information, worin das Problem besteht. Das beste Mittel, um die Information zu er-halten, ist eine Frage. Z.B.: Womit haben Sie ein Problem? Denn erst dann ist die Weiterführung des Gespräches sinnvoll.

Eine Form der Verzerrung ist die Nominalisierung. Dabei werden Nomina benutzt, die aus einem Ereignis bzw. Erlebnis etwas scheinbar unveränderliches machen.

Beispiel: Ihr Produkt war leider die falsche Entscheidung.

Wenn Sie solche Nominalisierungen bei Ihrem Gesprächspart-ner feststellen können Sie ihm helfen, diesen manchmal sehr unangenehmen inneren Vorgang umzugestalten und ihn wieder für Ihre Ziele zu gewinnen. Hier könnten Sie ihn z.B. fragen:
Was hindert Sie daran, die Entscheidung zu ändern? oder auch Was würde passieren, wenn Sie sich nach diesem Gespräch neu entscheiden? Wichtig ist, daß Sie diese, vielleicht sogar für Sie negative Nominalisierung nicht einfach im Raum stehen lassen, sondern diesen Begriff in einen veränderbaren Prozeß wandeln.
Bei der Verallgemeinerung wird ein einmaliges Erlebnis bzw. eine einmalige Erfahrung auf alle ähnlichen Situationen in der Zukunft angewandt. Dies führt einerseits zu einer Verarmung im subjektiven Erleben und andererseits zu scheinbar unüber- windbaren Widerständen für den Gesprächspartner.

Beispiel: Sie sind immer unpünktlich, wenn wir uns treffen.

Wenn Ihnen dies gesagt wird und nicht stimmt, dann sollten Sie diese Aussage so nicht stehen lassen. Sagen Sie dann bitte nicht `das stimmt nicht´, denn mit dieser typischen Reaktion provozieren Sie nur weiteren Widerstand, der Sie beide nicht weiterbringt. Stellen Sie auch hier lieber wieder eine Frage. Z.B.: was meinen Sie mit immer? oder auch: Wirklich immer?

Typische Verallgemeinerungen: alle, jeder, nie, immer, keiner.
Gerade die Verallgemeinerungen sind übrigens ein sehr häufig praktiziertes Grundübel der Kommunikation. Menschen, die oft verallgemeinern sind verschlossen für neue Entwicklungen und berauben sich und andere dadurch sehr vieler Möglichkeiten.


Tilgungen, Verzerrungen, Verallgemeinerungen


Entscheidend ist, daß Sie im Gespräch in all diesen Fällen auf Ihren Gegenüber eingehen und den Sachverhalt hinterfragen. Sie erhalten wertvolle, zusätzliche Informationen, vermeiden Mißverständnisse, Irrtümer und Vorurteile gegen Ihre Person.

7. Jeder Mensch hat ein Recht auf sein eigenes Weltbild.

Wir haben bereits in einem früheren Kapitel darüber gesprochen, daß jeder Mensch sein eigenes Weltbild, seine eigene Realität entwickelt. Für eine wirkungsvolle, erfolgreiche Kommunika-
tion ist es entscheidend, daß wir dies wissen und anerkennen.

Erst mit dieser Toleranz ist es uns möglich, wirklich auf den anderen einzugehen, seinen Gedanken zu folgen und ihn auch für unsere Zielsetzungen zu gewinnen, statt ihn zu verurteilen.
Und für die eigene Weiterentwicklung ist es oft von entschei-dender Bedeutung, sich um andere Standpunkte zu bereichern.


Zeigen Sie mehr Toleranz für andere Weltbilder
und bereichern Sie sich um andere Standpunkte


8. Worte haben für jeden Menschen eine andere Bedeutung.

Dies zu wissen ist für uns besonders wertvoll, da wir dann auch
so manche scheinbar unverständliche Reaktion unseres Gegen-über besser verstehen oder zumindest akzeptieren können. Es ist nun einmal so, weil für jeden mit einem bestimmten Wort möglicherweise eine andere Bedeutung verbunden und somit ein anderes Gefühl assoziiert ist. Denken Sie nun einmal an den Begriff `Natur´. Vielleicht wirkt dieses Wort auf Sie positiv. Auf den Allergiker mit Heuschupfen sicherlich nicht. Natürlich können Sie im Voraus nicht wissen, welche Bedeu-tung ein Wort für andere hat. Es reicht vollkommen aus wenn Sie darauf achten, wie andere darauf reagieren. Sollte eine Reaktion einmal völlig anderes ausfallen, als es von Ihnen beabsichtigt war, dann sprechen Sie dies ruhig offen an. Für Sie ist es wichtig zu wissen, daß Ihre Worte in anderen Men-schen Vorstellungen, Erinnerungen und Erwartungen formen.


Unsere Worte wecken in anderen Menschen immer Gefühle, Vorstellungen und Erinnerungen.




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Diskussion zu diesem Artikel (2 Beiträge)

Publiziert am 07.01.2002. Verantwortlich für den Inhalt ist allein der Autor. Ein Artikel gibt ausschliesslich die Meinung seines Autors wieder, nicht die der webpool GmbH.
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